Schwesterngesundheit: Unterschied zwischen den Versionen
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Des Maurersinns, auf euer Wohl | :Des Maurersinns, auf euer Wohl | ||
Die Trinkpistolen leeren, | :Die Trinkpistolen leeren, | ||
Will ich den Ursprung, und anbey | :Will ich den Ursprung, und anbey | ||
Sogar den Zweck der Maurerey | :Sogar den Zweck der Maurerey | ||
In kurzem euch erklären. | :In kurzem euch erklären. | ||
Es sind beynahe tausend Jahr, | :Es sind beynahe tausend Jahr, | ||
Daß unser Stifter Merlin war, | :Daß unser Stifter Merlin war, | ||
Der Table ronde Erfinder, | :Der Table ronde Erfinder, | ||
Er fieng die Tafellogen an, | :Er fieng die Tafellogen an, | ||
Und König Arthur pflanzte dann | :Und König Arthur pflanzte dann | ||
Sie fort auf seine Kinder. | :Sie fort auf seine Kinder. | ||
Und die, so er zu Rittern schlug, | :Und die, so er zu Rittern schlug, | ||
Die waren alle fromm und klug, | :Die waren alle fromm und klug, | ||
Voll Muth und Seelenadel, | :Voll Muth und Seelenadel, | ||
Und jeder dieser Ritter war | :Und jeder dieser Ritter war | ||
Im Feld, bey Tische, ja sogar — | :Im Feld, bey Tische, ja sogar — | ||
Im Bette ohne Tadel. | :Im Bette ohne Tadel. | ||
Wie König Arthur, wenn er aß, | :Wie König Arthur, wenn er aß, | ||
An einer runden Tafel saß, | :An einer runden Tafel saß, | ||
So sitzen wir in Kreisen: | :So sitzen wir in Kreisen: | ||
Ihm schuf ein mächt'ger Zauberer | :Ihm schuf ein mächt'ger Zauberer | ||
Die niedlichsten Gerichte her, | :Die niedlichsten Gerichte her, | ||
Uns hext ein Koch die Speisen. | ::Uns hext ein Koch die Speisen. | ||
Und alle Ritter tranken bloß | :Und alle Ritter tranken bloß | ||
Aus einem Tummler, mörsergroß, | :Aus einem Tummler, mörsergroß, | ||
Den wir auch leeren müssen: | :Den wir auch leeren müssen: | ||
Allein aus diesem Trinkgeschirr, | :Allein aus diesem Trinkgeschirr, | ||
Zu groß für Damen, liessen wir | :Zu groß für Damen, liessen wir | ||
Für heut Pistolen giessen. | :Für heut Pistolen giessen. | ||
Die Ritter weihten feyerlich | :Die Ritter weihten feyerlich | ||
Sich einer Dame, der sie sich | :Sich einer Dame, der sie sich | ||
In jeder Noth empfohlen: | :In jeder Noth empfohlen: | ||
Es steht, ihr Schönen, nur bey euch, | :Es steht, ihr Schönen, nur bey euch, | ||
Ob wir in diesem Punkt auch gleich | :Ob wir in diesem Punkt auch gleich | ||
Den Rittern werden sollen. | :Den Rittern werden sollen. | ||
Wenn einer in die Ferne ritt, | :Wenn einer in die Ferne ritt, | ||
Nahm er der Dame Armband mit, | :Nahm er der Dame Armband mit, | ||
Die Zeit sich zu verkürzen: | :Die Zeit sich zu verkürzen: | ||
Wir sind hierinn den Rittern gleich, | :Wir sind hierinn den Rittern gleich, | ||
Und tragen auch etwas von euch | :Und tragen auch etwas von euch | ||
Beständig an den Schürzen. | :Beständig an den Schürzen. | ||
Und was selbst mehr, als Tapferkeit, | :Und was selbst mehr, als Tapferkeit, | ||
Die holden Damen einst erfreut, | :Die holden Damen einst erfreut, | ||
Das war des Ritters Treue: | :Das war des Ritters Treue: | ||
Wir lieben sehr die dritte Zahl, | :Wir lieben sehr die dritte Zahl, | ||
Und diese ist ja allemal | :Und diese ist ja allemal | ||
Ein Sinnbild ächter Treue. | :Ein Sinnbild ächter Treue. | ||
Die Dame war dem Ritter hold; | :Die Dame war dem Ritter hold; | ||
Von ihr ward oft der Minnesold | :Von ihr ward oft der Minnesold | ||
Dem Glücklichen beschieden: | :Dem Glücklichen beschieden: | ||
Wir fodern nicht einmal so viel, | :Wir fodern nicht einmal so viel, | ||
Und sind, wenn man uns lohnen will, | :Und sind, wenn man uns lohnen will, | ||
Mit einem Kuß zufrieden. | :Mit einem Kuß zufrieden. | ||
Doch dafür schwur auch jederzeit | :Doch dafür schwur auch jederzeit | ||
Der Ritter ihr Verschwiegenheit | :Der Ritter ihr Verschwiegenheit | ||
Bey seinem Liebesbunde: | :Bey seinem Liebesbunde: | ||
Auch Maurerritter plaudern nicht, | :Auch Maurerritter plaudern nicht, | ||
Und halten stets ob dieser Pflicht | :Und halten stets ob dieser Pflicht | ||
Den Finger vor dem Munde. | :Den Finger vor dem Munde. | ||
Und endlich war's der Ritter Brauch, | :Und endlich war's der Ritter Brauch, | ||
Die Damen ihres Herzens auch | :Die Damen ihres Herzens auch | ||
In Liedern zu verehren, | :In Liedern zu verehren, | ||
Der Brauch ist noch: darum ließ heut | :Der Brauch ist noch: darum ließ heut | ||
Auch unsre Dichterwenigkeit | :Auch unsre Dichterwenigkeit | ||
Zu eurem Lob sich hören: | :Zu eurem Lob sich hören: | ||
So weit geht unsre Aehnlichkeit | :So weit geht unsre Aehnlichkeit | ||
Mir jenen Rittern alter Zeit, | :Mir jenen Rittern alter Zeit, | ||
Die wir zu Vätern hatten: | :Die wir zu Vätern hatten: | ||
Und nun entdeck' ich ohne Scheu | :Und nun entdeck' ich ohne Scheu | ||
Euch auch den Zweck der Maurerey, | :Euch auch den Zweck der Maurerey, | ||
Den noch kein Mensch errathen. | :Den noch kein Mensch errathen. | ||
Die ersten Ritter unsrer Art | :Die ersten Ritter unsrer Art | ||
Entschlossen sich zu einer Fahrt, | :Entschlossen sich zu einer Fahrt, | ||
Und giengen einst auf Reisen: | :Und giengen einst auf Reisen: | ||
Ganz Asten und Afrika | :Ganz Asten und Afrika | ||
Durchreisten sie, und suchten da | :Durchreisten sie, und suchten da | ||
Den seltnen Stein der Weisen. | :Den seltnen Stein der Weisen. | ||
Ihr denkt, was mag wohl dieser Stein | :Ihr denkt, was mag wohl dieser Stein | ||
Der Weisen für ein Wunder seyn? | :Der Weisen für ein Wunder seyn? | ||
Geduld! ihr sollt es hören, | :Geduld! ihr sollt es hören, | ||
Nur müßt ihr mir durch einen Eid | :Nur müßt ihr mir durch einen Eid | ||
Die pünktlichste Verschwiegenheit | :Die pünktlichste Verschwiegenheit | ||
Auf Lebelang beschwören. | :Auf Lebelang beschwören. | ||
Nun also, Schwestern. sey euch kund: | :Nun also, Schwestern. sey euch kund: | ||
Der Stein der Weisen ist der Bund | :Der Stein der Weisen ist der Bund | ||
Der Schönheit mit der Tugend. | :Der Schönheit mit der Tugend. | ||
Die Schönheit ist dem Alter feind, | :Die Schönheit ist dem Alter feind, | ||
Und ach, die andere vereint | :Und ach, die andere vereint | ||
Sich selten mit der Jugend. | :Sich selten mit der Jugend. | ||
Allein die Schwester seltner Art, | :Allein die Schwester seltner Art, | ||
In der sich Reitz mit Tugend paart, | :In der sich Reitz mit Tugend paart, | ||
Die mag sich selig preisen; | :Die mag sich selig preisen; | ||
Sie ist's, wornach der Maurer strebt. | :Sie ist's, wornach der Maurer strebt. | ||
Sie ist's, wornach das Herz ihm bebt, | :Sie ist's, wornach das Herz ihm bebt, | ||
Sie ist — der Stein der Weisen. | :Sie ist — der Stein der Weisen. | ||
Wohlauf, ihr Brüder, laßt uns freun! | :Wohlauf, ihr Brüder, laßt uns freun! | ||
Stellt alles weitre Suchen ein, | :Stellt alles weitre Suchen ein, | ||
Der Stein ist nun gefunden: | :Der Stein ist nun gefunden: | ||
Blickt auf, wohin das Aug, fällt, | :Blickt auf, wohin das Aug, fällt, | ||
Hat Reitz mit Tugend sich vermählt, | :Hat Reitz mit Tugend sich vermählt, | ||
Und schwesterlich verbunden! | :Und schwesterlich verbunden! | ||
:Auf, Brüder, laßt uns nun durch Wein | |||
:Den seltenen, gefundnen Stein | |||
:Zur Huld für uns erweichen: | |||
:Heil euch, ihr Schwestern, für und für! | |||
:Heil allen Schwestern, die wie ihr | |||
:Dem Stein der Weisen gleichen!</poem> | |||
Version vom 4. Dezember 2013, 13:20 Uhr
Schwesterngesundheit
Ausarbeitung: Roland Müller
„Der Stein der Weisen ist der Bund
Der Schönheit mit der Tugend“
Aus:
Freymaurergedichte von Blumauer.
Wien: Gräffer 1786, 114-121.
Zweyte vermehrte Auflage. 1791, 125-132.
Auch in:
Sammlung der Lieblingsdichter Deutschlands.
19tes Bändchen: Blumenauers Freymaurerlieder.
Köln: Rommerskirchen 1802, 98-103.
Schwesterngesundheit,
ausgebracht
bey einer Schwesterntafel
den 10 des Wintermonats 1782.
- Hört, edle Schwestern! Eh wir, voll
- Des Maurersinns, auf euer Wohl
- Die Trinkpistolen leeren,
- Will ich den Ursprung, und anbey
- Sogar den Zweck der Maurerey
- In kurzem euch erklären.
- Es sind beynahe tausend Jahr,
- Daß unser Stifter Merlin war,
- Der Table ronde Erfinder,
- Er fieng die Tafellogen an,
- Und König Arthur pflanzte dann
- Sie fort auf seine Kinder.
- Und die, so er zu Rittern schlug,
- Die waren alle fromm und klug,
- Voll Muth und Seelenadel,
- Und jeder dieser Ritter war
- Im Feld, bey Tische, ja sogar —
- Im Bette ohne Tadel.
- Wie König Arthur, wenn er aß,
- An einer runden Tafel saß,
- So sitzen wir in Kreisen:
- Ihm schuf ein mächt'ger Zauberer
- Die niedlichsten Gerichte her,
- Uns hext ein Koch die Speisen.
- Und alle Ritter tranken bloß
- Aus einem Tummler, mörsergroß,
- Den wir auch leeren müssen:
- Allein aus diesem Trinkgeschirr,
- Zu groß für Damen, liessen wir
- Für heut Pistolen giessen.
- Die Ritter weihten feyerlich
- Sich einer Dame, der sie sich
- In jeder Noth empfohlen:
- Es steht, ihr Schönen, nur bey euch,
- Ob wir in diesem Punkt auch gleich
- Den Rittern werden sollen.
- Wenn einer in die Ferne ritt,
- Nahm er der Dame Armband mit,
- Die Zeit sich zu verkürzen:
- Wir sind hierinn den Rittern gleich,
- Und tragen auch etwas von euch
- Beständig an den Schürzen.
- Und was selbst mehr, als Tapferkeit,
- Die holden Damen einst erfreut,
- Das war des Ritters Treue:
- Wir lieben sehr die dritte Zahl,
- Und diese ist ja allemal
- Ein Sinnbild ächter Treue.
- Die Dame war dem Ritter hold;
- Von ihr ward oft der Minnesold
- Dem Glücklichen beschieden:
- Wir fodern nicht einmal so viel,
- Und sind, wenn man uns lohnen will,
- Mit einem Kuß zufrieden.
- Doch dafür schwur auch jederzeit
- Der Ritter ihr Verschwiegenheit
- Bey seinem Liebesbunde:
- Auch Maurerritter plaudern nicht,
- Und halten stets ob dieser Pflicht
- Den Finger vor dem Munde.
- Und endlich war's der Ritter Brauch,
- Die Damen ihres Herzens auch
- In Liedern zu verehren,
- Der Brauch ist noch: darum ließ heut
- Auch unsre Dichterwenigkeit
- Zu eurem Lob sich hören:
- So weit geht unsre Aehnlichkeit
- Mir jenen Rittern alter Zeit,
- Die wir zu Vätern hatten:
- Und nun entdeck' ich ohne Scheu
- Euch auch den Zweck der Maurerey,
- Den noch kein Mensch errathen.
- Die ersten Ritter unsrer Art
- Entschlossen sich zu einer Fahrt,
- Und giengen einst auf Reisen:
- Ganz Asten und Afrika
- Durchreisten sie, und suchten da
- Den seltnen Stein der Weisen.
- Ihr denkt, was mag wohl dieser Stein
- Der Weisen für ein Wunder seyn?
- Geduld! ihr sollt es hören,
- Nur müßt ihr mir durch einen Eid
- Die pünktlichste Verschwiegenheit
- Auf Lebelang beschwören.
- Nun also, Schwestern. sey euch kund:
- Der Stein der Weisen ist der Bund
- Der Schönheit mit der Tugend.
- Die Schönheit ist dem Alter feind,
- Und ach, die andere vereint
- Sich selten mit der Jugend.
- Allein die Schwester seltner Art,
- In der sich Reitz mit Tugend paart,
- Die mag sich selig preisen;
- Sie ist's, wornach der Maurer strebt.
- Sie ist's, wornach das Herz ihm bebt,
- Sie ist — der Stein der Weisen.
- Wohlauf, ihr Brüder, laßt uns freun!
- Stellt alles weitre Suchen ein,
- Der Stein ist nun gefunden:
- Blickt auf, wohin das Aug, fällt,
- Hat Reitz mit Tugend sich vermählt,
- Und schwesterlich verbunden!
- Auf, Brüder, laßt uns nun durch Wein
- Den seltenen, gefundnen Stein
- Zur Huld für uns erweichen:
- Heil euch, ihr Schwestern, für und für!
- Heil allen Schwestern, die wie ihr
- Dem Stein der Weisen gleichen!</poem>
- Ausgearbeitet von Dr. phil. Roland Müller, Switzerland / Copyright © by Mueller Science 2001-2015 / All rights reserved - ESOTERIK von Dr. phil. Roland Müller